Heussen,
Anwaltsunternehmen führen, 3. Auflage, C.H. Beck 2016
Von
Rechtsanwältin Marion Andrae, Saarbrücken
Die neu bearbeitete und erweiterte
dritte Auflage des Werkes wendet sich nicht nur an größere Kanzleien, sondern
insbesondere auch an kleinere Sozietäten und Einzelanwälte. Jede Kanzlei ist
ein Anwaltsunternehmen. Der Anwalt, der für fremde Interessen kämpft, muss erkennen,
dass er auch Unternehmer ist und sein Handeln entsprechend ausrichten. Das Buch
zeigt auf, dass ein Anwaltsunternehmen nur bestehen und wachsen kann, wenn auch
Grundregeln des Managements beachtet werden. Der Autor verfügt über eine langjährige
Erfahrung auf dem Gebiet des Anwaltsmanagement, er ist Partner einer
überörtlichen Anwaltssozietät und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
Kanzleimanagement im DAV.
In 14 Kapiteln beschreibt das Werk die
Grundregeln des Kanzleimanagements anhand zahlreicher Beispiele, Checklisten
und Übersichten. Die für einen Juristen sperrig anmutende Materie wird dem
Leser sprachlich verständlich, an vielen Stellen sogar sehr humorvoll und
unterhaltsam vermittelt. Der Autor gibt Einblicke in seine langjährige Berufserfahrung
und verwendet eine oft bildhafte Sprache, die sehr eingängig ist. Das kompakte
Werk gibt zahlreiche praktische Anregungen und Denkanstöße zur Umsetzung in der
eigenen Kanzlei. Der Autor hebt hervor, dass nicht nur die eigentliche
Mandatsarbeit des Anwalts, sondern auch das Kanzleimanagement außerordentlich
stark von der Persönlichkeit des Anwalts bestimmt wird. Er unterscheidet vier
Grundtypen, den Finder, Minder, Grinder und Binder. Abhängig vom
Persönlichkeitsprofil unterteilt der Autor die Unternehmensstruktur dann in der
Folge in Jäger, Gärtner und Sammler. Das Werk beschreibt 16 Segmente der
Gesamtorganisation, die tatsächlichen und rechtlichen Strukturen
Kanzleiorganisation, Finanzfragen und die Gewinn- und Kostenverteilung.
Weiter beschreibt das Buch das
Personalmanagement und wie der Anwalt Mandanten finden und Märkte entwickeln
kann. Dabei gibt der Autor auch Argumentationshilfen gegenüber dem Mandanten
für ein angemessenes Honorar und wie mit Konflikten mit Mandanten umzugehen
ist. Der Leser erfährt, wo und warum er handeln muss, was zu tun ist, welche
Ziele damit verbunden sind und was ihn erwartet, wenn nicht handelt. Dabei
verliert sich das Werk nicht in betriebswirtschaftlichen Theorien, sondern
beschreibt die anwaltstypischen Managementprobleme.
Neu sind die Kapitel bzw. Ausführungen der
Co-Autoren. Stefan Rizor beleuchtet in Kapitel 13 die zunehmende
Internationalisierung der Anwaltstätigkeit und deren Auswirkungen auf das
Anwaltsmanagement. Jan Petke betrachtet das Anwaltsunternehmen aus Sicht des
Unternehmensberaters, zeigt typische Fehler auf und gibt konkrete Vorschläge
und zur Überwindung von Widerständen.
Da das Anwaltsmanagement in der
Juristenausbildung stiefmütterlich bis gar nicht behandelt wird, kann die Lektüre
dieses Buches nur jedem Anwalt empfohlen werden. Das Fazit des Autors, dass der
Anwaltsberuf interessante Zeiten erlebt hat und noch erleben wird, ist
zutreffend. Den veränderten Strukturen muss sich ein Anwaltsunternehmen stellen,
wenn es auch zukünftig am Markt bestehen will. Hierzu leistet dieses Werk einen
wertvollen Beitrag.